Der Alltag in der Primaria (1-3 Jgst.):

Seit September 2021 ist die Freie Schule Dreisamtal erstmals zweizügig. Das heißt die 35 – 45 Kinder der Primaria sind auf zwei Gruppen aufgeteilt. Beide Gruppen sind jahrgangsgemischt: Erst- bis Drittklässler*innen tummeln sich hier gemeinsam. Es gibt Strukturen wie beispielsweise die Morgen- und Abschlusskreise, die in den getrennten Gruppen stattfinden, aber auch immer wieder Angebote und feste Treffs (Kurse), die gruppenübergreifend organisiert sind. Die Fuchs- und Adlergruppe wird je von mindestens zwei Erwachsenen begleitet. Neben den Lernbegleiter*innen gibt es in unserer Stufe FSJler*innen, die uns tatkräftig unterstützten und immer mal wieder Praktikant*innen, die sich für unsere Schulform interessieren.

Unsere Räumlichkeiten und Abläufe

Unsere 2 Montessoriräume sind unsere Versammlungsräume. Hier finden unsere Kreise statt: Der Morgenkreis, Halb-12-Kreis sowie der Abschlusskreis.

Um 8:20 Uhr beginnen wir den Tag mit dem Morgenkreis. Wir singen gemeinsam und ein*e Lernbegleiter*in stellt den Tag vor. Anschließend beginnt für alle Kinder eine 15-minütige „Schreibzeit“ sowie eine 15-minütige „Rechenzeit“, in der an ganz individuellen Übungen gearbeitet werden kann.

Der Anfangsunterricht „Schreiben lernen“ der Erstklässler*innen findet ebenso in dieser täglichen Schreibzeit statt, dauert allerdings 30 Minuten. Er umfasst das Kennenlernen der Laute und Buchstaben, Spiele, Lieder, Reime, das Schreiben erster Wörter und kleiner Texte, Gehörbildung, etc.

Nach der Schreib-Rechenzeit gibt es Angebote von Lernbegleiter*innen in allen Bereichen: Mathe, Sprache, Kosmos. Kein Bereich kommt hier zu kurz. Die Angebote sind freiwillig. Wenn ein Kind nicht am Angebot teilnimmt, sucht es sich eine Freiarbeit in einem anderen Raum. Die Kinder arbeiten liegend, sitzend auf dem Boden oder am Tisch, allein oder in Gruppen und können sich dabei frei im Raum bewegen.

Zu unserer vorbereiteten Lernumgebung zählen weitere Räume, die klar strukturiert sind. Es gibt einen Sprachraum und einen Weltraum, in dem aus dem Bereich Kosmos alles rund um unsere Welt, Planeten bzw. dem Weltraum zu finden ist. Zudem befindet sich im großen Montessoriraum eine weitere Kosmosecke für den Bereich der Pflanzen und Tiere sowie ein Mathebereich. In unserer reichhaltigen Bibliothek finden sich Bücher für alle Lesestufen mit den unterschiedlichsten Themen, die rege genutzt wird.

Die meisten der Kinder und Lernbegleiter*innen halten sich in unseren Räumlichkeiten während den Freiarbeitsblöcken auf (8:20-10 Uhr und 11:30-13:05 Uhr). Ein paar Kinder findet man in dieser Zeit auch in Holzwerkstatt, Küche oder im Atelier, wenn sie dafür den Führerschein absolviert haben.

Primaria-Küche

Während der Freiarbeitszeit darf hier gekocht werden, selbstständig mit dem sogenannten Küchenführerschein, den Kinder, sobald sie ein Rezept lesen können und selbstständig für ihr Gericht einkaufen können, absolvieren können. Außerdem finden immer wieder Kochangebote statt. Es werden zum Beispiel Waffeln gebacken, ganze Gerichte kreiert, Plätzchen oder Gemüsemuffins gebacken, … , passende Rezepte geschrieben, Platzkärtchen geschrieben für das gemeinsame Essen. Ein vielseitiges Angebot mit vielen Lernfeldern.

Weitere Räume

Für die gesamte Schule gibt es zudem eine Holzwerkstatt, ein Kunstatelier, einen Musikraum und einen Bewegungsraum inklusive Kletterwand. Unser Außengelände bietet viele Bewegungsmöglichkeiten sowie einen kleinen Schulgarten.

Wie ist die Woche strukturiert?

Die Wochen verlaufen sehr unterschiedlich und folgen doch einer klaren Struktur. Die Schule ist ab 7:45 Uhr geöffnet und um 8:20 Uhr beginnen wir mit einem Morgenkreis, in dem alle Kinder und Erwachsene einer Gruppe sich begrüßen und gemeinsam geschaut wird, wer fehlt. Im Morgenkreis wird zudem gesungen und die Angebote des Tages werden vorgestellt. Bei Bedarf findet auch mal eine Versammlung statt zu einem bestimmten Thema. Nach dem Morgenkreis entscheiden sich die Kinder, was sie sich für die Freiarbeitszeit vornehmen.

Es gibt einerseits für die Kinder die Möglichkeit an einem Angebot von einem/einer Lernbegleiter*in (LB) teilzunehmen. In diesen Angeboten werden Montessorimaterialen vorgestellt. In Mathematik können das z.B. die Grundrechenarten mit dem Lochbrett sein, in Sprache das Kennenlernen verschiedener Wortarten mithilfe eines bunten Bauernhofs und in kosmischer Erziehung eine Darbietung mit der Kontinentenkiste, in der die Kinder u.a. erfahren können, welche Tiere auf welchem Kontinent vorkommen. Im Anschluss an die Darbietung wird mit dem Material geübt. Die meisten Montessorimaterialien vermitteln eine Vielzahl von Wissen, Fertigkeiten und Übungsmöglichkeiten. Es kann ein Schuljahr vergehen und das Kind kennt noch lange nicht alles zur Verfügung stehende Material, so reichhaltig ausgestattet ist die Lernumgebung für das Kind.

Andererseits können die Kinder, die in der Freiarbeitszeit nicht an einem Angebot teilnehmen, sich mit ihren eigenen Projekten und Aktivitäten beschäftigen. Dies wird von einem LB begleitet. Um zehn Uhr ist eine gemeinsame Vesperpause für alle. Anschließend gehen die Kinder, die möchten, raus und/oder gestalten drinnen – beispielsweise im Bewegungsraum – ihr eigenes Freispiel.

Ab halb elf öffnen immer wieder Werkstätten oder es gibt offenen Angebote für die Kinder, die möchten. In diesem sogenannten 2. Block treffen sich auch Kinder aus verschiedenen Stufen. Die Werkstätten sind an unterschiedlichen Tagen geöffnet. So ist mal das Kunstatelier geöffnet, mal die Holzwerkstatt, ab und zu wird gedruckt, es gibt ab und zu ein Yogaangebot für die Kleinen, ein Kochangebot gibt es auch. Regelmäßig wird Textiles Werken angeboten: es wird genäht, gestickt, gehäkelt, gewebt oder ähnliches.  Die Turnhalle in Zarten steht uns alle zwei Wochen zum Sportmachen zur Verfügung. Manche Werkstätten/Angebote dauern bis halb zwölf, manche ragen auch in den dritten Block hinein, wo wir uns wieder in den Räumlichkeiten treffen zu einer neuen Freiarbeitszeit.

Die Klassentreffs

Zweimal in der Woche treffen sich die Kinder in diesem sogenannten dritten Block (11:30Uhr – ca. 12:35 Uhr) in ihren Jahrgangsgruppen zu den Klassentreffs. Die Erst-Klässler*innen lernen im Mathetreff die Welt der Zahlen und Mathematik – meist anhand des Montessori-Materials – kennen. Zudem werden dem Alter der Kinder entsprechende theaterpädagogische und konzentrationsfördernde Spiele gespielt. Die Zweitklässler*innen treffen sich einmal in der Woche um zum Thema Körper und Gesundheit zu forschen. Am anderen Tag in der Woche dreht sich der Zweitklasstreff rund um Soziales Lernen: spielerisch und mit Unterstützung von Bilderbüchern geht es darum, sich als Individuum in einer Gruppe zu erfahren.  Die Drittklässler*innen üben sich einmal die Woche in Gewaltfreier Kommunikation (nach Rosenberg) und bereiten sich am zweiten Tag in der Woche auf ihre Übergangsarbeit vor. Bei der Vorbereitung auf die Übergangsarbeit lernen die Kinder verschiedene Präsentationstechniken kennen, üben wie in Büchern recherchiert werden kann, lernen den Umgang mit Lexika kennen, erfahren, wie es sich anfühlt vor einer Gruppe etwas zu präsentieren und vieles mehr. Die Klassentreffs finden gruppenübergreifend statt; d.h. die Füchse und Adler lernen und spielen hier gemeinsam.

Weitere Angebote

Regelmäßig gibt es ein Märchenangebot einer Geschichtenerzählerin. Zudem werden die Kinder im Rahmen unserer wöchentlichen Autor*innenrunden selbst zu Geschichtenerzähler*innen. Die eigens geschriebenen Texte und Geschichten werden in der Runde vorgetragen. Die Autor*innen erhalten anschließend wertschätzende Rückmeldungen ihrer Mitschüler*innen.  Des Weiteren gibt es auch immer wieder Angebote, die von den Kindern selbst übernommen werden. Das kann zum Beispiel zum Thema “Frösche” oder „Füchse“ sein, das zu umfangreich ist, um es nur in den Abschlusskreisen vorzustellen. Oder ein Kind bringt eine Bastelidee mit und teilt diese mit anderen interessierten Kindern. Wunderbar ist es, wenn wir auch ab und zu Eltern mit ihren besonderen Fähigkeiten zu einem Angebot begrüßen dürfen. So, kommt es vor, dass eine Mutter in der kalten Jahreszeit Bronchialsalbe mit selbstgestochener Spitzwegerichwurzel mit den Kindern herstellt oder ein muslimischer Vater von seiner Religion erzählt.

Dienste und Abschlusskreis

Ab halb eins wird langsam aufgeräumt; jedes Kind räumt seine eigenen Sachen auf und ist in einer Kleingruppe einem Dienst zugeteilt. Kurz vor eins treffen wir uns alle in den Schlusskreisen. Manche Kinder können und wollen meist sehr nachdrücklich zeigen oder erzählen, was sie den Tag über gemacht haben. Da finden die Kinder Wertschätzung für ihr Tun und lernen ganz nebenbei, sich vor einer Gruppe zu zeigen und etwas zu präsentieren. Im Kreis verabschieden wir uns dann mit einem gemeinsamen Spiel oder einer Geschichte in den Nachmittag, den die Kinder in der Nachmittagsbetreuung oder zuhause verbringen.

Erdkindertage

Zweimal in der Woche sind ganz besondere Tage, denn dann geht es hinaus in den Wald oder auf das Feld des Lebensgartens bzw. in den Schulgarten.

An den Waldtagen sind wir meist am Giersberg. Auf dem Weg in den Wald entdecken wir zum Beispiel eine Spur, der wir folgen und die uns zu einem Schatz führt, und später können die Kinder dort Fährten legen und finden. Ein anderes Mal üben die Kinder ein Feuer zu machen, indem sie nur ein Streichholz verwenden dürfen. Auch ohne Streichholz mit dem Feuerbohrer dürfen die Kinder üben. Immer wieder beobachten die Kinder die Natur, wir hören in den Wald hinein oder machen naturpädagogische Spiele: Waldmemorys, Käferfangen (keine echten!), Handflächenfangen, Eichhörnchenspiel, … Es finden auch viele kreativ-gestalterische Angebote im Wald statt. Wir gehen das ganze Jahr über einmal in der Woche in den Wald; nur an besonders stürmischen Tagen bleiben wir auch mal in der Schule.

Im Lebensgarten oder auch im Schulgarten sind wir von März/April – November. Im Frühling werden die aus Samen selbst gezogenen Pflänzchen eingesetzt, das Jahr über wird der Garten gepflegt (jäten, gießen usw.) und dann wird unser eigenes Gemüse natürlich auch geerntet: Erdbeeren, Radieschen, Erbsen, Salat, … Wir feiern Erntedank! Auf den regelmäßigen Feldspaziergängen sehen wir, wie sich alles auf dem Feld entwickelt und im Laufe der Jahreszeiten verändert.

Die Erdkindertage im Garten beginnen wir oft am wärmenden Lagerfeuer. In der kalten und nassen Winterzeit bleiben wir meistens in der Schule. Dort machen wir z. B. Sauerkraut oder bieten andere zum Thema Natur und Garten passende Angebote. Die Winterzeit nutzen wir auch für Ausflüge; an schönen Wintertagen gehen wir beispielsweise Schlitten- oder Skifahren.

Ab und zu gehen wir auf den Häuslemaierhof, dort können wir unterschiedliche Tiere streicheln, erfahren, wie man mit ihnen umgeht und was sie brauchen. Im Herbst können wir Äpfel ernten und sie dann zu Apfelsaft pressen –lecker. Ein anderes Mal können wir ganz praktisch einiges zum Thema Schaf und Wolle erfahren.

Geburtstage

Die Geburtstage werden mit einem wunderschönen Montessori-Jahreskreisritual gefeiert und, in dem das Geburtstagskind die Kinder mit mitgebrachten Leckereien und einem schön gestalteten Fotogeburtstagsbuch überrascht.

Mentorenschaft

In der Primaria betreut jede*r LB 8 – 12 Kinder als Mentor*in. Die Lehrkraft führt mit diesen Kindern regelmäßige Gespräche und ist auch in regem Austausch mit den dazugehörigen Eltern. Außerdem schreibt und gestaltet jede*r LB für seine/ihre Kinder das Zeugnis am Ende eines Schuljahres.